Backsteinhäuser
Backsteinhäuser in Lauenburg
Herzöge und Schloss
Hat Lauenburg ein Schloss? Ja und nein. Das alte Stammesherzogtum Sachsen erstreckte sich zwischen Niederrhein und Elbe/Saale, der nördliche Zipfel reichte bis an die Eider. Noch heute lassen sich die echten Sachsen an der Aussprache erkennen: Das g am Auslaut sprechen sie ch, also der „Wech“ statt der Weg, die „Burch“ statt die Burg u.s.w. Der bekannteste Sachsenherzog war Heinrich der Löwe, den Kaiser Friedrich I. Barbarossa aller seiner Lehen verlustig erklärt hatte. Neuer Lehnsherr des Nordteiles wurde Bernhard I. von Anhalt, dieser errichtete 1182 die Lauenburg. Dieses Herzogsgeschlecht nannte sich die Askanier, ihr Territorium teilten sie in Sachsen-Wittenberg und Sachsen-Lauenburg. Trotz des viel kleineren Gebietes führten Letztere den Namen von „Sachsen, Engern und Westphalen“.
Johann IV., zu sehen auf dem sog. „Vergänglichkeitsbild“ in der Maria-Magdalenen-Kirche als Edelmann, beharrte vergeblich auf der Kurwürde, d. h. als einer der sieben Kurfürsten den deutschen König mit wählen zu dürfen. Dies ist am Wappen mit den Kurschwertern oben am runden Turm abzulesen. Den Turm, wir nennen ihn heute Schlossturm, ließ der Herzog auf unten zwei Meter Wanddicke zum Geschützturm bis 1477 verstärken. 1) Im Januar 1616 brannte die Schlosskirche und mit ihr ein Großteil des Schlosses aus. Der alte Herzog Franz II., der mächtigste von allen aus diesem Geschlecht, zog in den Zollhof, nach seinem Tod drei Jahre später verlegte sein Sohn August die Residenz nach Ratzeburg. 1689 starb Herzog Julius Franz, er hinterließ zwei Töchter aber keinen Sohn. Die Herrschaft übernahm das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, das später zu Hannover kam. Nach einem guten Jahrhundert drang Kaiser Napoleon auch in Norddeutschland ein; nachdem er besiegt wurde, kam das kleine Elbherzogtum zu Dänemark. Sowohl die Hannoveraner als auch die Dänen wie später die Preußen regierten es von Ratzeburg aus.
Heute steht noch der runde Turm und einige Meter entfernt ein Flügel mit zwei Geschossen und Walmdach. Im Gebäude waren seit 1709 das königliche Amt, die Wohnungen des Amtmannes und Amtspförtners sowie das Gericht untergebracht. 2) 1919 sind Teile der Stadtverwaltung hier eingezogen, somit dient das Gebäude als Rathaus. Prunkräume sind keine vorhanden, nur ein repräsentativer Magistratssaal. Der massive Turm diente über Jahrhunderte als Gefängnis – heute ist er ein Wahrzeichen von Lauenburg und beliebtes Ausflugsziel mit seinem weiten Ausblicken.
1) Aufsatz: Dr. Claudia Tanck: Der Lauenburger Schlossturm – Geschichte eines bedeutenden Bauwerks der askanischen Herzöge, Lauenburgische Heimat Nr. 168 vom Dezember 2004,Seite 93 ff.
2) Buch: Johannes von Schröder und Hermann Biernatzki, Topographie der Herzogthümer Holstein und Lauenburg, des Fürstenthums Lübeck und des Gebiets der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübeck, Seite 76 ff.
Eines der ältesten Gemäuer - mit zahlreichen versteckten Spuren späterer Ausbesserungen - ist der Schlossturm in der Oberstadt, immerhin von 1477. Zwei Medaillons zieren die Außenwand: Die Herzöge von Sachsen, Engern und Westfalen (so nannten sie sich) zeigen neben dem Rautenkranz auch die Kurschwerter (rechts, heraldisch links). Mehr auf der Website der Deutschen Stiftung Denkmalschutz: www.denkmalschutz.de/denkmal/schlossturm.html (Fotos März 2014 bzw. 2012)
Bedeutendstes Steinbauwerk ist die Maria-Magdalenen-Kirche etwa in der historischen Stadtmitte. Sie wurde nach dem Sieg von Herzog Albrecht über die Dänen errichtet, am 22. Juli 1227, welcher Namenstag der Maria Magdalena ist. Die beiden Schmuckportale verdanken wir Herzog Franz II. vom Ende des 16. Jahrhunderts, der auch die Gruft mit dem Chorraum überbauen ließ. Der neugotische Turm wurde 1902 angebaut. *) Mehr auf der Website der Deutschen Stiftung Denkmalschutz: www.denkmalschutz.de/presse/archiv/artikel/die-st-maria-magdalena-kirche-in-lauenburg-wird-foerderprojekt.html (Foto April 2012)
*) Internet: www.kirche-lauenburg.info
Treffpunkt für Kultur, insbesondere für das Theater Lauenburg (siehe Links), ist die Heinrich-Osterwold-Halle am Ostende der Elbstraße, Nr. 145 a, der Saal eines ehemaligen Bahnhofshotels nebenan, der auch schon als Turnhalle herhalten musste. (Aufnahme September 2015)
Einst Rathaus, auf dessen Balkon aus Schmiedeeisen auch Napoleon gestanden haben soll, ist hier in der westlichen Unterstadt das Elbschifffahrtsmuseum heimisch. Ein Besuch vom Keller mit Schiffsmaschinen bis oben mit zahlreichen Modellen lohnt sich! Mehr auf der Seite Schifffahrt. (Erkundet nach Wiedereröffnung September 2014)
Dieser blaue Briefkasten am Museum ist - wie sein Kollege an der Abzweigung der Neustadt kurz vor der Zündholzfabrik - noch in Gebrauch! Er sieht aber älter aus als er ist. (Fotografiert April 2010)
Ein Stück Industriegeschichte direkt an der Elbe am westlichsten Punkt der Elbstraße - die einstige Zündholzfabrik. Mit Kapital der Friedrich-Naumann-Stiftung wurde der Umbau zu einer Bildungsstätte finanziert. Hier ist eine Jugendherberge auch für Erwachsene mit zwei Vortragsräumen und Hotelkomfort eingezogen. (Bild März 2010)
Kunstvoll in Handarbeit gewickelt werden in der Hafenstraße in diesem Backsteinbauwerk Zigarren und Pfeifen-Tabak verpackt. (Aufgenommen August 2011)
Neben der Palmschleuse wurde mit dem Wasser der Delvenau eine Wassermühle, die sogenannte Palmmühle, angetrieben. Im Gebäude ist seit einigen Jahren eine Gaststätte - wie auch im Schleusenmeisterhaus nebenan. Auf der anderen Seite ging 1921 Lauenburgs Elektrizitätswerk in Betrieb, anfangs mit einer Wasserturbine, später mit zuerst drei Dieselmotoren mit Generator, dann zwei weiteren Motoren mit Gasgenerator. *) (Aufgenommen August bzw. Oktober 2015)
*) Internet: https://ewerk-lauenburg.de
Alle Fotos von Manfred Maronde
Lesetipp im Internet: Liste der Kulturdenkmale in Lauenburg/Elbe – Wikipedia