Gedichte Platt
Gedichte auf Plattdeutsch
Min Lauenborg.
Min Lauenborg, du schöne Stadt,
du büst mi wussen fast an 't Hart.
Schon oft hev di den Rüch tokehrt,
stets köm 'k torüg, du büst dat wert.
So stünn ick eenstmal up de Brüch,
grad ut de Frem' köm ick torüg.
Nu leeg de Stadt ganz in de Nä'
üm 't Hart däh mi dat ornlich weh.
Blot dörch den Strom, dat sülbern Band,
wör ick noch trennt von 't Heimatland.
Oh min oll Stadt an Elbestrom,
mi wörd towäg as wörd een Droom.
De olle Slotturm, de nick mi to,
kumm trüg min Fründ, denn hest din Roh.
Un all de Hüser krumm un scheef,
de har 'k mit 'n Mal besonners leev.
De Schäp, de an dat Bollwark legen,
de gäben mi erst den richtgen Fräden.
Un up de Warften wör een Larm,
mi wör dat üm dat Hart so warm.
Dat Fährboot leggt in Hohnstörp an,
mi kömen de Tranen as riepen Mann.
De Klocken lüden den Middag in,
na Hus, na Hus schöt mi in' Sinn.
So güng ick över de lange Brüch,
gau in mine Heimatstadt torüg.
Emil Meyer †, Sternenweg 6, Lauenburg
Alte Elbbrücke, Hohnstorfer Ufer, mit Fußsteig, vor beiden gemauerten Türmen (Foto: Gustav Knackendöffel)
" ...leeg Hans-Wurst all vör de Dör".
As dusend und achthundert Johr
Und veerundveertig schreben wor,
Dor geeft hier noch keen Isenbahn,
Und alls müss up de Landstraat gahn.
Dor keem denn ok vun Kopenhagen
Uns König her mit Peer und Wagen.
Dor freut sich hoch und niederich
Up unsern König Ghristian.
As he vörbi an de Reeperbahn
Seeg he twölf junge Schippers stahn,
In blaue Jack und swatte Bücks,
Und all mit een egale Mütz.
De höll'n den Königswogen an
Und spannten af dat Peergespann.
De Kutscher müss hendal vun'n Buck.
Hans Wurst för em ruck huck.
De König keek ut de Wagendör
Un frögt: "Hier ist doch kein Malheur?"
Dor nöhm de brawe Niclas Burmester dat Wort
Und säh up echt Lauenburger Schipperort:
"Unsen König, den'n treckt wü."
"Sü so - und denn man hü!"
Dor segelten se in elen Draff
Denn mit den Königswogen aff.
Und as se kömen vör'n Schloss nu an,
Dor stünn denn an uns Herr Amtmann
Mit den'n ganzen hogen Magistrat
Ton Empfang von unsern König praat.
Und all keeken verdutzt sick an
Vunwegen dat sünnerbor Schippersgespann.
As de König nu ut de'nn Wogen peet,
Leeg Hans Wurst all vör de Dör,
So, dat de König up em peer.
"Nu lasst aber genug sein mit der Ehr,
Aber ihr zwölf jungen Schiffersleut
Habt mir gemacht eine große Freud.
Dies werd ich euch stets gedenken,
Und wenn es geht, Lauenburg was schenken."
Bald dorup kömm de nige Isenbahn,
De sull von Berlin öwer Böken na Hamburg gahn.
Dor mössen se awer ers no Kopenhagen,
Üm den'n König um Verlööf to fragen.
"Die Erlaubnis könnt ihr gerne kriegen,
Wenn Lauenburg kommt an Eure Bahn zu liegen.
Geht aber die Bahn von Berlin auf Büchen durch,
So baut eine Bahn auch nach Lauenburg.
Alle Lauenburger sollen frei nach Büchen fahren,
so lang der Wind weht, der Hahn kräht und ewige Jahren."
Dat domols wi de Friefohrt krägen,
hett veel an de brawen Schippers lägen.
Otto Grotkaß †, Lauenburg
Das Lauenburger Eisenbahnprivileg
gültig vom 21. Juni 1844 bis zum 31. März 1937
Dieses Privileg gestattete allen Lauenburger Bürgerinnen und Bürgern und allen Lauenburger Betrieben ab 16. Oktober 1851 mit der neuen, in Betrieb genommenen Eisenbahnverbindung zwischen Lauenburg und Büchen und umgekehrt kostenlos zu reisen und Güter zu transportieren. Beschlossen wurde das Privileg am 21. Juni 1844 von König Christian VIII. von Dänemark, Herzog von Schleswig und Holstein.
Die Ankündigung eines Eisenbahnpdvilegs durch König Christian VIII. hatte bei den Lauenburgem große Freude ausgelöst. Folgender Vorfall wurde über Jahrzehnte immer wieder berichtet ünd schließlich vom Lauenburger Bürger Otto Grotkaß in plattdeutscher Gedichtform zu Papier gebracht. Dieses Gedicht beweist zusätzlich, dass die heutige "Lustige Person" noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg "Hans Wurst" hieß.
Vader unser in Himmelriek
Vader unser in Himmelriek
för den wi all tosam' schöllt
glik un Bröder sien un di
ropen an Wi bed
Lat hillig warrn din Nam
Lat to uns kam' ok din Riek
Gescheh din Will togliek
Giff hut uns all uns dägli Brod
Vergiff uns use Schuld
as wi uns Schulligern ehr
Schuld un Fehl vergewen
Föhr uns o Herr ni Versökung
nicht wenn uns de böse Fiend anficht
Vun allen Öweln uns
erlös denn Tid un Dage
de Sund bös Bescheer uns
ok en seelig Enn Nimm unse
Seel in dine Hann
Denn din
is Riek u(n) Kraft u(n) Herrlichkeit
in alle Ewigkeit
Amen
Erich Klahn (1901- 78)
Vaterunser-Tür,
Plattdeutsches Vaterunser (Öl auf Eisen, 1930)
in der Stadtkirche in Celle.
Klahn hat das Vaterunser in seiner eigenen emotionalen plattdeutschen Sprache in der Art von romanischen Majuskeln geschrieben. Es sind ausgewählte Zeilen des Vaterunsers, das Marthin Luther 1539 in Liedform gebracht hat. (Auszug aus: KLAHN, Sakrale Bilder - Katalog zur Ausstellung 2004 im Kloster Mariensee)