Eggert - Heimatbund Lauenburg

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Eggert

Horst Eggert * 1935

Horst Eggert kam als kleiner Junge aus der „Griesen Gegend“ im Südwesten Mecklenburgs nach Lauenburg. Seine Familie floh im Juni 1945 wenige Tage, bevor die englischen Truppen abgezogen und die sowjetischen bis zur Delvenau vorgerückt waren. Ziel war der Fuhrbetrieb mit Landwirtschaft des Großvaters mütterlicherseits. Nach dem Tod seiner Eltern 1956 übernahm er den Hof. Weil die kleine Landwirtschaft wie so viele in jener Zeit die Familie nicht mehr ernähren konnte, wechselte er als Lager- und Abteilungsleiter zum neuen Kaufhaus Burgdorff, wo er dreißig Jahre blieb. Er ist aktiver Turner, war Leiter der Turnabteilung in der Lauenburger Sportvereinigung, 18 Jahre Oberturnwart, zehn Jahre lang Vorsitzender des Kreisturnverbandes mit rund 10.000 Turnerinnen und Turnern.
Leitungserfahrung brachte er aus beiden Bereichen reichlich mit – und gute Kontakte zur regionalen Presse. Die Bezirksgruppe Lauenburg/Elbe im Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg e.V., in der er bereits fast dreißig Jahre Mitglied war, berief ihn zum Pressewart und als 2. Vorsitzenden ab 2006. So gut vorbereitet, wählte man ihn zwei Jahre später zum 1. Vorsitzenden. Zweimal ging er für je ein Jahr in die Verlängerung, so amtierte er ein volles Jahrzehnt.

Seine sportliche, faire, herzliche und immer hilfsbereite Haltung behält er bis heute bei, wobei auch seine Kreativität den Heimatbund und Geschichtsverein bereicherte. Gute Vorhaben und Ideen setzte er auch manchmal streitbar und sehr energisch durch, aber immer mit guten Begründungen. Er fand immer wieder Wege, für den Verein und für Lauenburg etwas zu erreichen. Die Zusammenarbeit im Vorstand war freundschaftlich, ja herzlich, und man wurde immer hinzu gezogen, also traf man sich oft, um Dinge und Vorhaben zu besprechen, manchmal auch bei ihm zu Hause in seinem schönen Garten. Durch seine Haltung brachte Horst Eggert seine Mitstreiter dazu, sich ebenfalls einzusetzen.

Zusammen mit seiner Frau Margit (verstorben im Sommer 2019) wurde nahezu jede Veranstaltung ein Erfolg, sei es mit Plattdeutscher Sprache oder als Schauspieler. Er war immer für eine Überraschung gut. Besonders auf die Weihnachtsfeiern freuten sich die Mitglieder, sie wurden sehr persönlich gestaltet, Mitglieder machten Musik, und Margit erzählte auf Plattdeutsch Geschichten.

Überhaupt nahm Horst Eggert seine Aufgaben mit Ehrgeiz wahr, so kann die Bezirksgruppe Lauenburg als eine der aktivsten von den sieben im Kreisverein gerechnet werden. An erster Stelle soll hier die plattdeutsche Sprache genannt werden, die bei ihm ganz selbstverständlich zum Alltag gehört. Eggert ist Teil der „Launborger Plattsnacker-Runn“, die mehrmals den „Plattdütsch Harvst“ mit Liedern und Gedichten ausrichtete. Dieser „Herbst“ war ein fröhlicher Sonntagnachmittag im Kulturzentrum Heinrich-Osterwold-Halle, zu dem auch Kinder der Ev. Schule aus Gülzow, der Weingartenschule und der Albinus-Gemeinschaftsschule Lauenburg beitrugen.

Horst Eggert hatte viele Pläne im Kopf. Ein besonderes Anliegen war: Die Osterwold-Halle sollte wieder als Kulturzentrum hergestellt werden. Dies ist ihm auch geglückt, auch, dass der Name geblieben ist. Sein Kampf war erfolgreich. Dieser vormalige Hotel-Saal und zeitweilige Sporthalle dient nun dem Theaterspiel, einer weiteren Leidenschaft von Horst Eggert.
2009, zum Jubiläum „800 Jahre Lauenburg/Elbe“, stellte Eggert mit Freunden im Festumzug die Stecknitzfahrt in historischen Kostümen dar. Zwei Jahre darauf spielte man mit der Gitarrengruppe und dem „Theater aus der Tabakfabrik“ an der Palmschleuse eine (erdachte) Episode mit Salzfahrern und Schleusenwärter von vor sechshundert Jahren im Rahmen der „Tage der Industriekultur am Wasser“ dar. Das von Horst Eggert selbst geschriebene Stück hieß: „Willem Stallboom bringt dat ‚Witte Gold‘ vun Lünborg na Lübeck“. Ein mit Salz beladener Stecknitzkahn wurde von Linentreckern in die Schleuse getreidelt und Willem Stallboom, der an der Freudenschleuse das Schleusengeld nicht bezahlt hatte, wurde von Herzog Franz II. zur Zwangsarbeit verdonnert (Fotos oben: Horst Eggert mit Elisabeth Dähn, rechts Margit Eggert). Schauspielerisches Talent bewies Eggert auch bei etlichen Stadtführungen, insbesondere auf Plattdeutsch, auch als Nachtwächter mit Verkleidung, Hellebarde und Laterne (rechts).

Mit dem Namen Horst Eggert verbunden bleiben noch auf Jahrzehnte die rund hundert Haustafeln, mit denen er für Touristen die Lauenburger Altstadt lebendiger machen wollte. Eggert begeisterte spontan und mit Energie die Hausbesitzer, etwas über ihr Haus zu berichten. Seit 2013 zeigen Acryl-Tafeln in Lauenburger Ziegelrot ein historisches Bild des Hauses, berichten, wer das Haus gebaut hat, wer es über die Jahrhunderte besessen hat, und wem es heute gehört. Dazu erzählt Herr Eggert eine unterhaltsame Geschichte, die das Objekt abrundet. Die grafische Gestaltung übernimmt dabei Hans-Jürgen Rumpf, Eigentümer des „Alten Kaufmannshauses“ in der Elbstraße.
Alte Lauenburger Ansichten, meist aus Postkarten, die Eggerts Stellvertreter Joachim Kedziora großenteils im Internet zusammen gekauft hat, wurden über ein Jahrzehnt lang in Kalenderblättern veröffentlicht und von ihm kommentiert. Aus dem Verkauf dieser historischen Wandkalender erzielt der Verein Mehrerlöse, welche die Vereinskasse spürbar aufbessern. Daneben hat die Bezirksgruppe 2013 bzw. 2018 drei Broschuren heraus gegeben mit Geschichten und Gedichten, die Horst Eggert mit seiner Frau Margit gesammelt hat.

Der „Tag des offenen Denkmals“ war für Horst Eggert jedes Jahr Ansporn und Verpflichtung zugleich. So wurde passend zum wechselnden Motto jeweils eine Ausstellung gestaltet und im Elbschifffahrtsmuseum gezeigt. Geforscht hat Eggert aber auch selbst: So klettert er auf Dachböden, um „Windenanlagen in der Lauenburger Unterstadt“ zu fotografieren oder kroch in Weltkriegsbunker als „Relikte der Angst“. Rund ein Dutzend Vorträge mit Lichtbildern hielt Eggert vor versammelten Mitgliedern und Gästen selbst, organisierte dazu ungezählte Experten, die aus ihren Fachgebieten berichteten.

Einige Ausflüge in historisch mit Lauenburg verbundene Gebiete organisierte Horst Eggert mit, wie den Besuch des zum früher zum Herzogtum Lauenburg gehörenden Amtes Neuhaus und eine Mehrtagesfahrt nach Tschechien in die ehemalige Residenz Schlackenwerth, heute Ostrov.

Horst Eggert stellte viele Kontakte her, wobei er immer seine Vorhaben gut erläuterte und nachwies: Stadtverwaltung und Stadtarchiv Lauenburg, Wasser- und Schifffahrtsamt, Hitzler-Werft, Friedhofsverwaltung, Kirchengemeinde, Fischerei-Museum in Hohnstorf, auch zu den umliegenden Dörfern, der Presse, der Partnerstadt Boizenburg sowie zum Kreisverein des Heimatbund und Geschichtsvereins (siehe Links). Gegenseitige Mitgliedschaften bestanden mit dem AAL (Arbeitsgemeinschaft Altstadt Lauenburg), mit ihm hat Herr Eggert Altstadtveranstaltungen durchgeführt.

Der modernen Technik und elektronischen Medien zeigt sich Horst Eggert erstaunlich aufgeschlossen. E-Mails werden intensiv genutzt, überschrieben mit „Info von Horst“, darin gibt er Hinweise auf lesenswerte Zeitungsartikel und vieles mehr. An ihn per Mail geäußerte Wünsche erfüllt er stets innerhalb weniger Stunden. Wenn jemand eine Frage zur Ortsgeschichte hat oder einen Rat braucht, dann wird Horst Eggert als Kapazität angesprochen, und dies im Inland wie auch im Ausland. Mit fachlicher Unterstützung wagte sich Eggert auch an einen Internet-Auftritt des Vereins mit Blog und einen Facebook-Eintrag. Für seine Nachfolger hinterlässt er auf einer Festplatte rund 50 Gigabyte in über 20.000 Dateien, wie über 5.000 Bilder von Lauenburg aus über hundert Jahren, Präsentationen, Ansprachen, Mitgliederbriefe, Schriftwechsel, Jahresprogramme, Berichte, Protokolle, Einladungen u.v.m.

Horst Eggert gelang es, die Mitgliederzahl von 62 auf 90 zu steigern. Die Mitgliederversammlung verlieh ihm die Ehrenmitgliedschaft. Von der Stadt wurde er bereits mit dem Ehrenteller für seine sportliche Leistung und 2020 mit dem „RUFER“ für seine Arbeit im Heimatbund und Geschichtsverein geehrt. Auch das Land Schleswig-Holstein hat Horst Eggert ausgezeichnet: Am 7. Dezember 2021 erhielt er mit drei weiteren Personen aus der Hand des Ministerpräsidenten die Ehrennadel.

Was bleibt Horst Eggert als Rentner und Witwer? In seinem großen Haus bereitet er sich seine Mittagsmahlzeiten nach Rezepten aus Schulkochbüchern – und dem Internet. Seit seiner Gärtner-Lehre hat sich seine Liebe zur Natur und den Pflanzen erhalten. Seinen großen Hanggarten mit einer erstaunlichen Vielfalt an Blumen, einigen Obstbäumen und etwas Gemüse pflegt er über die Jahreszeiten. In einem kleinen Gewächshaus zieht er junge Pflanzen heran, die er im Frühjahr beim Bunten Markt auf dem Friedhof anbietet; der Erlös kommt dem Friedhof zu Gute. So ist er auch als Botaniker ein gern gefragter Ratgeber und Vorbild.

(Manfred Maronde und Elisabeth Dähn)

Pressetext zum 85. Geburtstag: Horst Eggert: Das „Gedächtnis der Stadt“ wird 85 vom 13.09.2020 von Elke Richel in der Lauenburgischen Landeszeitung
Lauenburgische Heimat: Inhaltsverzeichnis (Auszug)
Die folgenden Beiträge hat Horst Eggert geschrieben:
Heft Nr.
Erschienen Monat, Jahr
Seiten-zahl
Bilder-zahl
Titel
170
September 2005
15
4
Der Lauenburger Rufer
176
September 2007
12
17
125 Jahre Turnen in Lauenburg/Elbe
194
September 2013
15
12
Vom Fischerhaus zur Heinrich-Osterwold-Halle
194
1
1
Ein Jahrhunderthochwasser an der Elbe
194
1
1
Werner Kastner - Nachruf
200
November 2015
2

Die Bezirksgruppe Lauenburg/Elbe
206
November 2018
1
1
Eckhard Tohde - Nachruf
213
April 2022
4
4
Die Schützenhaus-Eiche von 1666
Die folgenden Vorträge hat Horst Eggert gehalten:
Lfd. Nr.
Datum
Vortrags-Thema
1.
14.11.2006
125 Jahre Traditionsturnriege Herzogtum Lauenburg
2.
04.05.2007
125 Jahre Turnen in Lauenburg 1882 - 2007
(PDF, 631 kB)
3.
21.04.2009
Geheimnisse des Philosophenberges
4.
27.08.2011
Das Artlenburger Privileg von 1161: "Das St.-Jürgen-Hospital" oder "Die letzten Kriegstage 1945 in Schnakenbek"
5.
11.09.2011
Tag des offenen Denkmals, "De Saak mit den Hohnstörper Lachs" oder "Lauenburger Eisenbahnunfälle durch Elbhochwasser 1881"
6.
18.10.2011
Das Lauenburger Notgeld der 1920er Jahre
7.
17.04.2012
Was und wo hat er denn fotografiert? Vorstellung des Werner-Hinzmann-Archivs
8.
15.01.2015
Haustafeln in Lauenburger Ziegelrot: Geschichte – Geschichtchen – Döntjes
9.
11.02.2016
Lauenburg – gestern und heute
10.
10.01.2017
Gemeinsam Lauenburger Denkmale erhalten
11.
13.06.2017
Impressionen vom Sandkrughof
12.
20.10.2017
Symbolik der Pflanzen
13.
09.01.2018
Von der Waschbalge zum Heringsfass – Lauenburger Böttcher und Fassfabriken
14.
11.01.2018
wie vor
15.
11.04.2019
wie vor
16.
08.07.2021
Mein Glüsing, mein Lieblingsort
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D-21481 Lauenburg

1. Vorsitzender:
Manfred Maronde
Telefon: 0 41 53 / 5 99 08 48
E-Mail: Manfred.Maronde@t-online.de
2. Vorsitzende:
Dr. Claudia Tanck
Telefon: 0 41 53 / 27 14
E-Mail: CTanck@t-online.de

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